Stift Säusenstein / Stiftungsurkunde

Das Original der Stiftungsurkunde befindet sich im Landesarchiv St. Pölten.

Es war als Leihgabe im Rahmen der Ausstellung zur 650 Jahr-Feier (1986) in den Stiftsräumen zu sehen.


Steinrippen der Kirche zur Zeit der Gründung

Steinrippen der Kirche zur Zeit der Gründung an der parkseitigen Fassade. Die Kirche wurde später durch eine größere ersetzt (links am Gebäude angebaut - in den Franzosenkriegen abgebrannt). Die ursprüngliche Kirche wurde zum Kapitelsaal umgebaut, mehrfache historische Umbauten sind an der freigelegten Fassade zu sehen. (vergrößern).

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Geschichtlicher Hintergrund

Nachdem Eberhard V. von Wallsee und seine Gattin Anna schon einige Zeit versucht hatten, ein Kloster in "Vallis Dei" (lateinisch für Gottestal, im Volksmund Säusenstein genannt) zu gründen und eine Besiedlung durch Augustiner-Eremiten wegen einer Unvereinbarkeit mit den Ordensregeln nicht möglich war, beschloss er seine Stiftung dem Orden der Zisterzienser zu übertragen. Aber auch die erste Bersiedlung durch Mönche aus Stift Zwettl führte aus unbekannten Gründen nicht zum gewünschten Erfolg.

So unterstellte Eberhard das Kloster laut Stiftungsurkunde am 19. September 1336 zusammen mit zahlreichen "beweglichen und unbeweglichen Gütern" rechtlich als Tochtergründung unter das Stift Wilhering. Gemeinsam mit einigen Mönchen besiedelte der erste Abt namens Ulrich um 1337 das Stift. Der Bischof von Passau bestätigte die Stiftung 1344.

Stiftungsurkunde

Urkunde Eberhards des Älteren von Wallsee über die Stiftung des Zisterzienserklosters Säusenstein und seine Unterstellung unter das Zisterzienserkloster Wilhering vom 19. September 1336. Aus dem Lateinischen ins Deutsche übertragen von Dr. Hauke Fill aus der Edition im Urkundenbuch des Landes ob der Enns VI, Wien 1872, 215 f:

Wir, Eberhard von Wallsee, Hauptmann und Landrichter des Landes Österreich ob der Enns, und seine Gattin Anna wollen, dass durch den Inhalt dieser Urkunde für alle jetzt und zukünftig Lebenden folgendes gewiß sei:

Wir haben im Hinblick auf den gegenwärtigen, hinfälligen Zustand dieser Welt das Auge unseres Herzens auf Festeres gerichtet und eifrigen Sinns die Dauer der Ewigkeit erwogen, wobei sich uns, da wir schon ein wenig von der Seligkeit göttlicher Liebe und der jubelnden Fröhlichkeit geistlicher Freude vorgekostet haben, der Gedanke ins Herz senkte, Vergängliches in Ewiges zu verwandeln und Irdisches gegen Himmlisches zu tauschen;

wir haben mit Willen unserer Kinder Eberhard und Heinrich und aller anderen unserer Erben und auf reiflich erwogenen Rat unserer Freunde nach Anrufung der Gnade des Heiligen Geistes für unser sowie unserer Vorfahren und Nachkommen Seelenheil an einem durchaus passenden und geeigneten Platz, der jetzt Gottstal heißt, in mühsamer Arbeit an den Gebäuden und hinsichtlich der Einsetzung des Personals begonnen, zum Ruhm und zur Ehre der glorreichen Jungfrau Maria eine Heimstatt für die Söhne Gottes zu gründen und zu erbauen, damit darin die Frömmigkeit wachse und in künftigen Zeiten die Zahl der Frommen sich vermehre, damit wir, wenn wir für ewig ruhen, geistliche Söhne haben, die Tag und Nacht nicht aufhören, für uns den Namen Gottes zu preisen.

Diesen Ort Gottstal nun haben wir nach reiflicher Vorerwägung in einem frommen und feierlichen Schenkungsakt dem Zisterzienserorden übertragen, mit bestimmten Einkünften, wobei 80 Pfund jährlich zu zahlen sind, und mit anderen beweglichen und unbeweglichen Gütern, wie es in der darüber ausgestellten Urkunde, die von zahlreichen Edlen des Landes Österreichs gesiegelt ist, vollständiger enthalten ist; wobei wir weiterhin den festen Vorsatz haben, nach unserem Vermögen von Tag zu Tag diese Einkünfte zu mehren.

Also ordnen wir an, dass diese unsere Pflanzung von jetzt an rechtlich als Tochtergründung dem Kloster in Wilhering unterstellt sei und wollen im übrigen, dass sie nach dessen Rat und Leitung in allem gemäß den Zisterziensersatzungen geführt werde.

Wir versprechen ferner den Genannten, dem Herrn Abt und dem Konvent des Klosters in Wilhering, dass wir die Inkorporation dieser unserer Gründung ihrer Kirche vom Generalkapitel [der Zisterzienser] durch unsere Bemühungen bestätigen lassen und sie selbst gegen jeglichen Anspruch wessen auch immer und gegen beschwerliche Belästigungen in allen Dingen verteidigen werden.

Damit all das vorher Gesagte die Kraft ewiger Dauer erhalte, überreichen wir dem ehrwürdigen Vater in Christus, Herrn Hermann, dem jetzigen Abt, und dem Konvent sowie ihren Nachfolgern in Wilhering zu beweiskräftigem Zeugnis diese unsere vorliegende Urkunde, die durch unser Siegel bekräftigt ist.

Gegeben im Jahre des Herrn 1336, am Vorabend [des Festes] des seligen Apostels Matthäus.

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